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Nochmal China

  • diesmal hat es aber nix mit Mopeds zu tun ...


    Vor einigen Wochen hatten meine Frau und ich am Wochenende eine Einladung zum Karaoke:


    das erste Mal in einem KTV-Club (heisst natürlich Karaoke Tele Vision) kommt einem alles noch ein bisschen komisch vor: kurz neben dem Eingang geht es in einen kleinen Supermarkt in dem es ausschliesslich Knabberkram und Getränke gibt. Weiter hinten geht es rechts und links in die reservierten und schalldichten Kabinen die je nach Gruppengroesse kleiner oder grosszügiger ausgelegt sind.


    Wir beziehen unsere Kabine wir sind 6 Personen also bekommen wir eine Kabine in mittlerer Groesse.


    Die Bedienung bringt sofort 6 Flaschen Bier im halben Dutzend ist das Bier billiger und öffnet alle 6 Flaschen bevor er sie auf den Tisch stellt.


    Wir bestellen noch Popcorn und Cola fuer die Frauen.


    Es gibt eine kunstlederbezogene Sitzgruppe (kann man leichter reinigen), Fernseher, Karaoke Anlage und 3 Microphone mit Gummischutz. Zuerst wundere ich mich über den Gummischützer - hinterher wird mir klar warum man so etwas benötigt.


    Lius Freundin fühlt sich fuer die Titelauswahl verantwortlich. Das Menü an der Anlage ist ohnehin ausschliesslich in Chinesisch also kann sie wegen mir gerne die Songs aussuchen.


    Gesungen wird am Liebsten in Chinesisch. 80% der Titel sind bekannte chinesische Popsongs 10% traditionelle chinesische Musik (sehr gewoehnungsbeduerftig) 10% internationale Songs.


    Zhang drückt mir ein Mikrophone in die Hand. Entschuldigungen werden nicht akzeptiert also muss ich mitsingen. Zumindest beim Refrain der chinesischen Lieder geht das noch ansonsten verstehe ich nur Bahnhof denn mein Chinesisch ist auch nach 3 Jahren hier immer noch lausig.


    Zwischendrin immer wieder mal was englisches: Yesterday von den Beatles ist der Renner, New York von Frank Sinatra und Country Road wird auch gerne genommen. Über den Abend habe ich mindestens 5 Mal Yesterday geträllert und Country Road will ich auch nicht mehr hören.


    In Deutschland eher peinlich aber hier wird das Singen sehr ernst genommen. Deshalb ernte ich viel Anerkennung als ich Country Road sogar ganz alleine vor mich hinsinge.


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    Beim "Vorglühen": Zhang, mich, Liu und deren Mädels - wir hatten schon ganz schön "intus"


    Da alle 6 Biere sowieso schon offen sind muss das Zeuch auch wech. Das erledigt sich für die erste Lage recht schnell: Liu schon mit Schnaps im Restaurant vorgeglüht steht ruckartig auf und wischt beim Rauslaufen mit dem Arm 5 der 6 Bierflaschen vom Tisch. Der Boden ist mit Gummi bezogen sodass die Flaschen nicht kaputtgehen. Liu ist weiter ungerührt auf dem Weg zur Toilette während das Bier ausläuft. Wir versuchen wenigstens noch einen Rest von dem Bier zu retten. Am Ende befindet sich 80% des Biers auf dem Boden der Rest als kleiner Stumpen in den 5 Bierflaschen verteilt.


    Bier am Boden ist zwar rutschig ansonsten aber kein Grund zur Beunruhigung. Aufwischen gibts nicht man singt einfach weiter. Liu kommt zurück und fragt in Trance was mit dem Bier los ist. Er bestellt eine neue Lage in dem der lauthals Fujen (Bedienung) brüllend den Kopf zur Karaoke Kabine herausstreckt.


    Das Bier kommt wieder 6 Flaschen wieder geöffnet. Dazu das Popcorn. Schade das Lius Freundin das Popcorn (sehr lecker mit viel Zucker) direkt an die Tischkante stellt. Beim Aufspringen für den nächsten Song geht das popcorn zu Boden und schwimmt jetzt in der Bierpfütze. Kein Problem Aufwischen geht ja wie schon bekannt nicht dafür wirds aber langsam glitschig.


    Der Alkohol- und Beglückungspegel steigt. Mit Beiden auch der Schwierigkeitsgrad der chinesischen Lieder. Am Anfang Popsongs jetzt kommen die traditionellen Vorträge - wie schon geschrieben: seeeeehr gewöhnungsbedürftig.


    Liu und Zhang sind sehr lustig. Im Eifer fällt Zhang das Micro aus der Hand jetzt weiss ich der Gummiring ist als Aufprallschutz gedacht wenn das Ding auf die Steintischplatte fällt. Ist doch klar oder?


    Aus den anderen Kabinen hört man die anderen Gaeste: je später und je mehr Alkohol desto lauter werden die Anlagen gedreht zum Teil bleiben auch die Kabinentueren offen sodass jeder etwas von den Sangeskünsten der Anderen hat. Es wird immer wilder ...! Ca. 70% der männlichen Besucher lallt oder gibt nur noch undefinierbare Laute von sich - wie gesagt mein Chinesisch ist lausig und wo ich schon vorher ratlos war verstehe ich jetzt wirklich gar nix mehr ...


    Meine 2 Jungs sind schon schwer abgekämpft. Ausser dem verschütteten Bier und dem Popcorn-Bodenbelag bisher keine nennenswerte Verluste.


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    Zhang in Hochform!


    Auf dem Boden sieht es aus wie Sau auch in den anderen Kabinen. Die Leute haben bemerkt dass 2 Europäer (meine Frau und ich) anwesend sind und ein paar kommen in unsere Kabine um sich die Deutschen anzusehen. Bei der Gelegenheit singen sie bei uns mit und bedienen sich an unserem Biervorrat. Zum Glück! Jede Flasche die so Ihren Weg in den Magen eines Anderen findet muss schon nicht von uns getüdelt werden! Liu ist echt voll, Zhang im ersten Stadium der Desorientierung und ich bin auch schon ganz schön geschafft.


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    "Countryroad!" Wie ich es liebe!!!!!!!


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    Liu kurz vor der Kapitulation! Wer nicht mehr im Sitzen singen kann singt eben im Liegen ...


    Es wird nicht mehr darauf geachtet was gesungen wird sondern jeder grölt irgendetwas. Lius Freundin ist stocksauer sie wollte uns doch einen gepflegten Abend praesentieren.


    Wie gefährlich Karaoke sein kann erleben wir jetzt auch noch: in der Nebenkabine rutscht ein Tenor auf dem Bier-Cola-Taco-Popcorngemisch auf dem Boden aus und schlägt mit der Stirn auf die Tischplatte aus Stein. Das tut weh! Er jammert! Ca. 21 Mann drängen sich vor der Kabinentür um ihr Beileid zu bekunden und das Unglück zu betrachten. Ich mittendrin.


    Das Opfer sieht benommen aus und jemand drückt ihm eine kalte Bierflaschen an den Kopf - natürlich ist die Flasche offen und ehtes TSING TAO (nach deutschen Reinheitsgebot gebraut) schwappt ihm übers Gesicht. Er schreit etwas auf chinesisch und bekommt ein Microphon. Er singt die chinesische Hymne also gehe ich davon aus dass er überleben wird.


    Wir gehen wieder in unsere Kabine. Ich wundere mich, dass auch der Rest der Menge sich so schnell wieder in die Kabinen zerstreut.


    Kein Wunder denn es ist 20:50! Um 21:00 machen sich ca. 90 % aller Gäste ohne weiteren Kommentar auf den Heimweg. Typisch für China! Man steht früh auf und geht früh schlafen. In Chin Standard. Ich denke sicher noch Überbleibsel aus der Kulturrevolution wo der Strom (und somit) Licht streng rationiert war. Die Leute wollten einfach nicht im Dunkeln sitzen und sind anstatt-dessen lieber früher in die Heia! Jetzt ist mir auch klar wie das mit der Bevölkerungsexplosion zustande gekommen ist ... :)


    Liu ist schlecht! Beim Warten auf das Taxi muss er sich übergeben. Die frische Luft hat in geschafft sagt er. Ich schiebe ihn mit Zhang und deren Freundinnnen ins Taxi. Der Taxifahrer ist überhaupt nicht entspannt beim Anblick von den 2 Besoffenen. Meine 2 Freunde sehen abgekämpft aber glücklich aus. Beide Freundinnnen sind verärgert und wir winken bis das Taxi um die Ecke biegt.


    Die Aktion Karaoke hat ca. 3 Std. gedauert. Mein Hosenbein ist nass vom Bier. Zu Hause finde ich in meiner Jackentasche Popcorn.


    Rückblick auf den Abend:
    - meine Frau und ich haben 3 erfrischend lustige Stunden verlebt
    - wir haben sehr viele neue Bekanntschaften geschlossen
    - meine interkulturelle Kompetenz wurde erweitert
    - ich kenne den Refrain von 3 chinesischen Popsongs auswendig


    Verluste:
    - 1 Platzwunde an der Stirn aus Kabine 7
    - der Akku meiner Digicam ist leer weil ich so viele Photos machen musste
    - meine Klamotten riechen nach Bier


    Fazit:


    Ein gelungener Samstagabend!


    Sollte Dich mal ein Chinese zum Karaoke einladen sag nicht nein Du wirst sonst nicht erleuchtet werden!


    [Blockierte Grafik: http://i5.photobucket.com/albums/y183/rotxxyyzz/China/Kara5.jpg]
    Kurz vor der Abfahrt: Liu ist prall, Zhang voller Ehrfurcht ob meiner Sangeskünste, "Der Schwabe" prüft die Rechnung

  • Sehr geile Story!!!! :D :D :D
    Wenn Du mal nach Bangkok kommst frag Dich nach "sexy caraoke" durch. Ganz ähnliches Modell wie Deines in China. Nur der Boden wird NOCH glitschiger!!!!.


    Jannek

    I paid a fucking hell of Money for my Ride!


    Professional Built Bike Riders Crew

  • Mann,warst du das erstemal besoffen?.Demnächst schreibt hier noch einer ne´n Seitenlangen Bericht über den Kindergeburtstag seiner Kinder oder über die Bewässerung seines Rasens. :rolleyes: