Das Magazin für umgebaute Motorräder

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Chrom vs Nickel

  • Ich bin grad dabei mir ein Oldschool Motorrad aufbauen zu lassen.
    Jetzt steh ich vor der Entscheidung samtliche blanken Metallteile (Gabelfedern,Handshifter,Fußrasten, Speichen,Trommelbremse...) vernickeln zu lassen.
    Optisch finde ich es auf jeden Fall schöner.
    Hab aber so meine Bedenken was die Haltbarkeit, Wiederstandsfähigkeit (kratzer) und Witterrungseinflüssen angeht.


    Hat jemand erfahrungen damit?

  • Ich bin Galvaniker und kann Dir vielleicht die Frage beantworten.


    Also, es gibt 2 chemische Unterschiede:
    1. Nickel oxidiert/korrodiert bei Zusammentreffen mit blossem Luftsauerstoff
    2. Chrom ist haltbar


    Die optischen Unterschiede:
    1. Nickel glänzt golden
    2. Chrom von gelblich bis blau (je nach Einfärbung)


    Fazit:
    Mir persönlich gefällt Nickel besser (kann man auch bürsten) ABER es ist anfällig gegen Berührungen, Regen und Schmutz.
    Für den Alltag ungeschützt nicht zu gebrauchen !


    Für beide galvanische Beschichtung gilt: Die Vorarbeit ist entscheidend. Die Metalle müssen vollkommen frei von kleinsten Spuren von Rost sein - sonst rostets (pickelt) es von unten durch und wird zur Flächenkorrosion.


    Nimm Chrom.


    Anmerkung:
    Bestehe beim Verchromen auf der Aufbaureigenfolge Nickel, Kupfer mind. 25µm, Nickel mind 15µm, Chrom mind. 0,8µm - sonst kannst Du zusehen beim Rosten.




    Jens

    Einmal editiert, zuletzt von rr-fahrer ()

  • Mir sagte mal jemand, daß verchromte Speichen nicht gut wären, weil der Chrom die Spannungen in den Speichen nicht mitmachen würde und bekommt feine Risse wos dann rosten könnte. Klingt zwar irgendwie logisch aber stimmt das? Ich hab keine Ahnung von verchromen.

  • Ja und ja.


    Mann sollte keine tragenden Teile (Eisen/Stahl oder Leichtmatalllegierungen) galvanisch dekorativ metallisieren, da sich zwischen den verschiedenwertigen Metallen eine IMMER elektolytische Reaktion abspielt, die äusserlich nicht sichtbar ist.
    Wir haben Tests mit Alu- und Magnesiumlegierungen (Felgen) gemacht, da konnte man nach überzogenen Korrossionstest einen Nagel rein schlagen.


    Mit Stahllegierungen ist es fast gleich.


    Es geht immer um die chemische Reaktion zwischen den Metallen.


    Die Oberflächenspannung ist hässlich und wäre ungefährlich, wenn sie kein Wasser eintreten liesse, welches die Korrossion noch verstärkt.


    Physikalisch gesehen (Ausdehnung was Du meinst) ist es ähnlich eines Bi-Metalls.
    Bei Felgen aber nicht die thermische - sondern die mechanische Beanspruchung durch das Walken des Rades (Zug und Druck).



    Ausführlich genug ?



    Jens

  • Hallo rr!


    Jetzt binn ich etwas verwirrt.
    Oben schreibst du: "nimm Chrom" und jetzt schreibst du: "keine tragenden Teile..."
    Gerade bei Speichen und Gabelfedern treten enorme Belastungen durch Dehnung usw. auf. Wäre da nicht Nickel besser als Chrom?
    Ich möchts nur gern vom Fachmann genau wissen, denn die Diskusion "Chrom oder nicht Chrom" hatte ich schon mal mit Kumpels aber keine von uns wußte was genaues. :)

  • Oh Mann,


    bei meinen Umbauabsichten hat sich hier auch keiner echte Gedanken gemacht...



    Na gut, bin ja selber Bastler:
    Durch einen vorgeschriebenen galvanischen Aufbau mit gaaaanz dick Kupfer und den o.g. Schichtstärken wird die sogenannte "Kontaktkorrosion" und Potentialunterschiede ein wenig ausgeglichen.


    Egal was als Finish ist (Ni o. Cr) das Kernproblem bleibt.


    Zur Show kannst Du Ni nehmen - aber nicht zum Alltag.
    Als Deckschicht immer Chrom !


    Nun werdet Ihr aber wieder fragen: "Bei den Amis ist alles verchromt" -ist ja auch nicht so schlimm, wenn man unter der heissen Sonne Kaliforniens wohnt und nicht hier bei "Mischwetter mit hoher Luftfeuchtigkeit" die die Korrosion noch befördert.


    Was alle vernachlässigen, dass drehende Metallräder mit fetter Verchromung perfekte Dynamos sind, die noch mehr Kriechströme produzieren - die auch noch die Korrosion (+ Elektrolyse) fördern.


    Ein heikles Thema.....


    Jens