So, liebe Fernreise-Biker, was lange währt, wird endlich gut (?) – zumindest erledigt ;-):
In meinem letzten Post vom 22.8.17 hatte ich ein abschließendes Resumée angekündigt. Das sollte natürlich schon längstens erfolgen, aber, ich kam irgendwie noch nicht dazu ... wie das Alltagsleben halt so läuft.
Jetzt also ein Resumée zu meiner Trundenreise an die Adria im letzten August.
Zunächst zu Kosten/Verbrauch:
Für 2.902 Km hatte ich 186 Ltr. Super-Plus, in Dtld. Ultimate-102 verbraucht, macht einen Durchschnitt von 6,4 Ltr/100 Km.
Die Spritkosten beliefen sich insgesamt auf 270 EUR, das waren dann etwas mehr als 9,- EUR/100 Km.
Für Maut/Vignette(A) und Garage (Triest) sind dazu nochmal 80,- EUR hinzugekommen.
Macht zusammen 350,- EUR Kfz-Kosten.
Bei den Unterkünften sieht es wie folgt aus:
3 Nächte privat übernachtet:0,- EUR
Für 8 Nächte in Hotels habe ich insgesamt 354,- EUR bezahlt, immer inkl. Frühstück, WLAN und Parkgelegenheit (Triest ohne Parken), das ergibt einen Durchschnittspreis von 44,- EUR, die Spanne reichte von 32,- EUR bis 49,- EUR (bis auf eine Unterkunft war alles über eine Booking-Buchungs-Plattform vorab gebucht und bezahlt worden – sehr empfehlenswert!).
Was kann man sonst über eine solche Reise sagen ?
Zunächst:Es war ein alter Traum von mir, eine so weite Reise – über die Alpen bis ans Mittelmeer – mit meiner Trude zu machen. Ich wollte auch unbedingt nochmal auf – und diesmal auch über – die Großglockner-Hochalpenstraße fahren einschließlich Edelweißspitze (2016 war ich nur von Norden bis zum Fuscher Torl – und ohne Edelweißspitze gekommen – und wieder nach Norden zurück gekehrt).
Das wäre also erledigt. Glücksgefühle? Ja, schon irgendwie, auch jetzt noch, wenn ich die Bilder betrachte. Und unterwegs? Oft war ich durchaus konzentriert – selten ängstlich (nicht nur, aber vor allem auch auf dem Weg zur Edelweißspitze ;-). Enge Kurven, weswegen viele Biker überhaupt in den Alpen rumheizen, liegen mir halt doch nicht so arg. Interessanterweise hatte ich mit die stärksten Glücksgefühle auf der Strecke von Klagenfurt Richtung Salzburg (und das auch noch auf der – ganz leeren – AUTOBAHN L - Wie kann das sein....).
Zentrale Frage – auch schon damals unterwegs:Was kommt als nächstes? Als nächste Herausforderung, als nächster Kick? Diese Frage blieb lange für mich unbeantwortet – allmählich zeichnet sich aber doch eine Idee für 2018 ab...
Dennoch:Auf dem Moped und auf soooo langer Strecke fühle ich mich so gut und richtig wie wahrscheinlich sonst nirgends. Das wäre dann ja auch eine wichtige Ansage. Born to ride ??? Ja, vielleicht doch irgendwie....
Was gibt’s noch zu sagen:
Ist die Intruder VL 1500 LC ein fernreise-taugliches Moped? Für mich eindeutig JA!
Sie war vorher gut gewartet (ein dickes Danke-Schön an meinen Wunder-Schrauber-Freund Michael) – und machte unterwegs überhaupt keine technischen Probleme! Ölverbrauch? Praktisch Null, maximal 0,4 Ltr/ 3.000 Km. Was will man mehr.
Ich sitze auf diesem Moped auch über fast 3.000 Km und 11 Tage vom ersten bis zum letzten Tag wie angewachsen, bequem und absolut ermüdungsfrei (– auch dank Fahrer-Rückenstütze!). Das geht mir sonst nur im Plüsch-Gestühl meines hydraulisch gefederten Citroen-Oldies so.
Gepäckrolle auf dem Gepäckträger, Regenkleidung, Öl-Dose, Minimal-Werkzeug und LiIo-Powerpack in den Seitenkoffern.
Navigation und Entertainment über SG S5 Mini im Handy-Halter links am Lenker mit Cruiser-App. Klappt hervorragend. Navi-Ansagen, Telefonanrufe und Musik-/Radio-Genuss über das SENA-S20 mit Handlebar-Remote (sehr zu empfehlen!).
Bekleidung aus Volleder (AJS). War meist warm genug, bei der Fahrt in der nördlichen Po-Ebene über Udine nach Triest allerdings „etwas“ zu warm (dort mußte die Jacke dann auch mal über längere Strecken vorne offen bleiben).
Die preiswerte ActionCam ACX 300 eines traditionsreichen hessischen Kleinst-Kameraherstellers hat sich sehr bewährt – auch wenn ich von Montage am Bike abgesehen habe. Die Cam war stets in der Lederjacke griffbereit – sehr bequem. Die Qualität der Bilder hat mich immer wieder verblüfft – selbst bei Nacht gab es z.T. noch ganz passable Ergebnisse.
Fehler:Ja, ganz klar:Meine Entscheidung für die Sommerhandschuhe anstatt der Winterhandschuhe (sowohl bei den tagelangen Regenphasen in Hunsrück und Schwarzwald wie auch in den 2000er-Höhen in den Alpen hätte ich alles für die Winterhandschuhe gegeben...).
Andere Biker: Ja, man trifft sich, man nickt sich zu, aber wirklich nähere Gespräche oder ähnliches habe ich nur ganz selten erlebt. Am nettesten war es tatsächlich mit einem helvetischen Harley-Biker, ungefähr meine Alters-Preisklasse, fetter V2, auch schon etwas antiquiert, aber top in Schuss – das Bike ;-). Wir kamen an einer Tankstellle im Inntal richtig nett ins Gespräch.
Grüßen? Ja, eigentlich -fast - immer. Zwei Besonderheiten sind mir dazu aufgefallen: Bayrische weiß-blaue Rautenfahrer haben höchstens zu 50% zurück gegrüßt, eher sogar weniger (obwohl mir von denen hunderte, nein, tausende, entgegen kamen...). Milwaukee-V2er haben ausnahmslos immer zurück gegrüßt. Bei den insekten-artigen Crossern aus Austria war es auch eher so fiftie-fiftie.
Jetzt erscheint mir eine nette Begebenheit aus meinem alten Koblenzer Moped-Stammtisch in einem ganz anderen Licht: Ein überzeugter RS-Fahrer wunderte sich, als ich davon erzählte, dass ein mir gut befreundeter Harley-Fahrer mit mir eine ausgedehnte Siegerland-Rundfahrt gemacht hatte „Wie, der hat überhaupt mit Dir geredet?“. Diese Verwunderung hatte ich damals gar nicht ganz verstanden. Wenn ich jetzt erlebe, dass ich auf meinem V2-Dickschiff von praktisch allen Milwaukee-Ridern gegrüßt oder zurückgegrüßt wurde, von den weiß-blauen Rautenfahrern aber kaum zu 50%, dann verstehe ich die Verwunderung meines damaligen Stammtischbruders besser.
Wahrscheinlich ist das der größte anzunehmende Abstand der geistigen Pole bei Mopedfahrern: Dort die gemütlichen, eher coolen und gelassenen V2-Rüttler, auf der anderen Seite die oft Technik- und Perfektion-verliebten Weiß-Blauen, die ja auch tatsächlich immer auf einem höheren Roß sitzen ...
Kann sich natürlich jeder selbst seinen Reim drauf machen.
So, jetzt widme ich mich wieder meinem biker-typischen Winterblues – ziehe mir ZonkoTV und andere Biker-Youtube-Filmchen rein – und träume von der Klimaerwärmung, die uns scho soooo lange versprochen wird.
Bis bald,