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Kronkorken-Lufi-Deckel

  • Zeit, Euch mal wieder mit meinem Blödsinn zu belästigen.


    Herausforderung war, den K&N Luftfilterdeckel für den Mikuni HS40 an der Shovel durch etwas weniger "Barockes" und mehr selbst Gemachtes zu ersetzen. Den Luftfilter wollte ich (vorerst?) gern weiter verwenden, denn Mikuni/K&N wird sich beim Design was gedacht haben. Bin auch mehr als zufrieden mit der Performance dieser Kombination.



    Erster kruder Gedanke: "was Praktisches". Ne Pfanne oder n Topf z.B.! Kannst mal was braten unterwegs, hat er gedacht. Mit nem Loch für die Befestigung im Topfboden aber eher ungeeignet und tricky, was passendes zu finden z.B. bei Kleinanzeigen. Zack, verworfen.


    Hmm, was liegt beim Grübeln näher als Bier? Im Sommer '21 hatte ich ein Logo für die private Brauerei von Kumpels an der Atlantic Road entworfen. Bin den Jungs dort sehr verbunden, haben zusammen manch Kanne geleert und manchen Sonnenauf- und untergang verwechselt. Good times! Also ein Kronkorken mit Brauereilogo als Hommage an nordische Trinkkultur! Das klang vernünftig. Skål.


    "Falls Du Dich je gefragt hast, was der richtige Zeitpunkt ist: Das war er!" Captain Jack Sparrow

  • Schluss mit Gelaber, jetzt wirds technisch. Erstmal brauchts ne Form, um das Alublech in Form zu zwingen. Nach ein paar Skizzen, waren die Abmessungen festgelegt, Hart-Leimholz-Tischplatte bestellt, gleich als runde Rohlinge. Mittig gebohrt, verklebt, verschraubt, Deckel dazu und mehr schlecht als recht in der Drehbank gedrechselt/geschliffen.



    Das Material ist leider semi-optimal, denn die Holzmaserung ist je nach Richtung unterschiedlich hart, damit lässt sich kein wirklich symmetrischer Körper schleifen, die Radien werden leicht unterschiedlich am Umfang. Besser wäre eine kompakte Hartholz-Stammscheibe gewesen. Hätte, hätte, Primärkette, wäre wäre, Stachelbeere. Zum Schluss wars wurschte, wurde nicht perfekt und musste es auch nicht, man siehts auch kaum. Letztlich noch die Falzung einfeilen, damit sich die berüchtigten 21 Kronkorken-Zacken ergeben.

    "Falls Du Dich je gefragt hast, was der richtige Zeitpunkt ist: Das war er!" Captain Jack Sparrow

  • Alublech bestellt, 1,0 und 1,5mm dick. 21er Teilung angezeichnet und verschiedene Aussendurchmesser, mittig gebohrt. Der Moment der Wahrheit. Ich konnte mir das lange ums verrecken nicht vorstellen, wie das gehen soll. So gingen viele Wochen ins Land in quälender Angst... nee, Spass. Hatte keine Zeit und keinen Bock. Danny hat mir dann ein Quetschfalzeisen geliehen, was mich wieder muttivierte.



    Erster Versuch, 1mm Alublech. Mit nem kleinen Eigenbau-Schlagholz wurden die Sicken von unten eingeschlagen, womit man allerdings schnell an Grenzen stösst. Dazu von oben mit dem Jummihammer (!) das Blech über den Radius dengeln. Irgendwann ist Schluss, da man von unten mit dem Holz nicht mehr ran kommt. Jetzt kommt das Quetschfalzeisen zum Einsatz, was auch erste bleibende Eindrücke im Alu hinterlässt. Das funktioniert allerdings sehr gut. Seitlich drehen und gleichzeitig nach innen drücken, wenig, immer der Reihe nach.



    Ergebnis: Zacken zu lang, laufen zu weit in den Deckelradius. Ausgangsblech war zu gross im Durchmesser, der Rand ist also zu hoch. 1mm zu dünn und die Ähnlichkeit zum Original-Kronkorken zu gering. Aber: Das Blech im Bereich Radius lässt sich gut rumdengeln. Krass! OP gelungen, Patient tot.

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  • On to the next bait: 1,5mm Alu. Quetschfalzeisen gleich am Anfang und nur randlich angesetzt und Stück für Stück immer weiter geformt, dabei Blech über den Radius gedengelt. Sieht zwischendurch gruselig aus, aber wird! Irgendwann passt das Eisen nicht mehr in die Falz, dann kommt das Schlagholz wieder bravourös zum Einsatz, diesmal zwischen den Zacken. Die Zacken wurden dann mit einer Wasserpumpenzange zusammen gebogen. Damit war die Oberfläche dort endgültig uriniert. 2k Aluspachtel besorgt, spachteln, schleifen, spachteln, schleifen... Problem behoben. Angebaut und zum ersten mal kam Erstaunen auf.


    F**k, das könnte echt was werden!


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  • Befestigung. Aus altem Fahrradschlauch Gummistücke ausgeschnitten, mit Silikon an der Innenseite/Anlagefläche verklebt. Für die Mitte innen eine Alu-Scheibe gedreht mit eingeschraubtem Arretierungsstift, der im Lufi einrastet. Das Ganze mit 2k Weltraumkleber verklebt. Etwas tricky war die Ermittlung der erforderlichen Scheibendicke (inkl. Leim). Der Deckel sollte beim Anschrauben zwar fest werden, aber nicht so stark nach innen gezogen werden.


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  • Gleile Scheiße Ralph, du stellst dich Aufgaben, deren Vorbereitung und Umsetztung ich echt mag.

    Der Kronkorken kommt schon sehr wuchtig, aber in Anbetracht das du nicht nur bei bestem Wetter unterwegs bist wird so mehr Spritz und Regenwasserschutz dem offenen K&N geboten.

  • Das Logo war ja schon vorhanden und auch von den Nordmännern abgesegnet, bis auf die falsche Norge-Schreibweise (peinlich, peinlich!). Konturen übertragen, dabei viel gemessen, gemalt, konstruiert, neu ausgerichtet. Gar nicht so einfach, speziell bei der Schrift. Perfekt ist anders.



    Dann kommt der Nachdenkteil. Es sollte ja graviert werden, da muss man vorher wissen, was erhaben, versenkt, lackiert oder poliert/geschliffen sein soll. Da der Deckel schon recht gross im Durchmesser ist, sollte er wenigstens optisch verkleinert werden, also Rand schwarz (klappt ja auch bei dicken Bäuchen). Der Rest ist das alte Lied vom Kontrast. Logo ausgedruckt, in verschiedenen Varianten ausgemalt und bei Whatsapp zur Diskussion freigegeben. Festlegung bei einem Getränk.


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  • Gravur-Equipment. Zum Einsatz kam mein alter Dremel Multi Mod.395 mit biegsamer Welle. Da er aber anfing, komisch zu klingen gönnte ich mir mal "wos Gscheits". Den Dremel 9100 Fortiflex Heavy Duty Flexible Shaft - mit 300W Motor und Fußpedal. Geht sehr gut, da war der Deckel aber schon durch. Als Werkzeug kamen Kugelkopffräser mit 0,8/1,2 & 1,6mm Durchmesser sowie ein Diamantschleifstift mit 1,8mm zum Einsatz, was völlig ausreicht. Fräser gehen bei Alu besser voran, Diamant schmiert so komisch und hebt wenig Material ab.



    Zur persönlichen Schutzausrüstung gehören warme Klamotten in der kalten Bude, in ear Kopfhörer. Gehörschutz drüber, Lesebrille und Lupenbrille. Ist also wie Fasching. Musik ist wichtig und sollte gezielt eingesetzt werden. Läufts mal nicht so, ist Bob Marley dein Freund. Sonst darfs was Motivierendes sein, bei mir AC-DC, ZZ-TOP und Foo Fighters etc. pp..


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  • Allein schon der anspruch mal was ganz anderes " nicht ganz perfekt" so gut umzusetzten...macht viel Freude das begleiten zu dürfen.

    Du hast dir alles sehf gut durchdacht und sogar bei der Brauerei angefragt...alle Axhtu g dafür.

  • Zur Gravur lass ich mal die Bilder sprechen. Das kann man schlecht genau erklären. Nur grob zum Ablauf: Konturen ziehen, tieferliegendes wegfräsen, Kanten betonen, Lackieren, Nachgravieren, erhabenes freischleifen. So ging das 3 Tage jeweils ein paar Stunden und ich hatte sehr grosse Freude dabei, ernsthaft. Es lief einfach.



    Ok, ein wichtiger Tip. Der Fräser dreht ja ziemlich schnell und will immer in eine Richtung entfliehen. In der Richtung sollte nichts sein, was beschädigt werden könnte. Also Werkstück entsprechend drehen. Wenn das nicht geht, andere Hand als Stabilisator benutzen.


    Und letzter Tip: Manchmal läufts nicht. Dann lass es. Rechtzeitig. Mach Dir n Bier auf und geniesse die Niederlage. Morgen ist meistens auch noch n Ta

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  • Fazit oder "Was würde ich jetzt anders machen?"


    Holzform aus nem runden Hartholz wie gesagt.


    Quetschfalzeisen erstmal beschleifen vor dem Einsatz. Rohrzange ist kagge, da gibts aus dem Blechnerbereich besseres. Beides vermeidet vermutlich Abdrücke im Blech und spart eventuell das Spachteln. Dann muss man auch nicht unbedingt lacken. Hätte, hätte! :grin:


    Vielleicht schleife ich den Rand noch etwas shabby für ne Oldschool Optik. Das klärt sich mal bei nem Bier.


    Ich bereue nichts!

    Auf in den Norden!

    Skål Folks! :drink:


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  • Puuh, war ja fast mehr Arbeit das reinzustellen hier. 8o Raus mit Kritik und Anregungen! Schönes Wochenende, Euch!

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  • Ich find´s mega cool was du da gezaubert hast! 100% Selbstgemacht! 100% gut!


    So bissel abgewetzt ist bestimmt gut, kommt aber vermutlich mit der zeit sowieso...

    Bei dem inneren Gummiring drauf achten, dass evtl. eintretendes Wasser ablaufen und bissel Luft hinter kann, sonst mockert das! Aber sieht so aus, als ob das nicht komplett dicht ist.

    Harley Davidson: Denn schlechtes muss nicht billig sein!

  • Anregungen bei deinen Erkenntnissen...sollte nicht alleine miteinem Bier genießen sodern in der Truppe.

    Was die Bilder schon hergeben möchte ich gerne Life sehen.

    Hast dir sehr viel Mühe damit gemacht, das Ergebnis überzeugt.

    Ich empfehle eine Bohrung in den Linseninbuskopf zu setzen....Marderschutz.

  • Ein Kronkorken finde ich jetzt nicht so die coolste Form, aber das ist Geschmackssache.


    Aber die Ausführung8| Das ist der HAMMER!

    Find ich richtig fett!

    Seit langem was was mich richtig begeistert .

    Sehr sehr coole Arbeit.

    Und vielen dank für die vielen Bilder und das Erklären. :danke:

    Die Erinnerung an schlechte Qualität währt länger als die kurze Freude am niedrigen Preis!

  • Sehr fein Ralph, sieht ziemlich perfekt aus.


    Ich glaub, das Problem mit den Fräser und der Drehzahl reduziert sich mit deinem neuen Spielzeug, außer Du latscht gleich voll drauf ;)


    Jetzt will ich wieder auch sowas, dabei bin ich gar kein Dremel Fan, ich such mal rum...:/

  • Der 9001er hat ein ziemlich dickes und schweres Griffstück. War da erst septisch, aber damit ist er auch träger, den schiebts nicht so leicht weg. Hab nur noch n Schlumpfschlauch drüber gemacht. Die grosse Dicke ist sogar günstig, kriegst nicht so schnell n Krampf. Niedrigere Drehzahlen sind eher schlechter hatte ich das Gefühl, musste mal probiern. Und Gaspedal ist super für meinen kaputten Fuss. Passt!

    "Falls Du Dich je gefragt hast, was der richtige Zeitpunkt ist: Das war er!" Captain Jack Sparrow