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Lipno-Tortour 2020

  • Ursprünglich wollte ich die Bilder nur in den Unterwegsbilder-Fred werfen. Aber ich dachte mir, dass das Erlebte zu schildern und mit Bildern zu untermalen, einen eigenen Rahmen verdient hätte. Also mache ich das so.


    Wir sind ja am Wochenende bissl baden gefahren. Von der Tour war ich noch ein paar Bilder schuldig. Es sind nun doch einige mehr geworden. Geplant war es als Jahrestour unserer Garagencrew. Durch gewisse Umstände lief das alles anders als es sollte. Deshalb entwickelte sich die spontane Idee mit den verbliebenen beiden Kumpanen an den Lipnostausee zum Baden zu fahren. Also Zelt und Gerödel auf die Karre und ab geht’s. Beginn war Jena, logisch. Das Wetter sah schon vielversprechend aus.




    Die ersten Kilometer in frischer Morgenluft waren schon der Hammer, die ersten Kurven und ich war voll an. Der Weg führte nun in Richtung Vogtland und Rehau in Bayern. Bis Schönwald sind wir dann gekommen, dann streikte Jens‘ Trude und zwang uns zu einer Pause. Also hieß es abrödeln, weil ja Werkzeug nach den Gesetzen der Schwerkraft immer gaaannnzz unten zu finde ist.





    Hmm…Zündung an und kurz danach brach die Spannung zusammen. Vermutung war, dass der Starttaster ne Meise hat. Durch Wackeln an den Kabeln unter dem Sitz konnte der Fehler nicht reproduziert werden. Sodass wir davon ausgingen, dass es dort keinen Wackler gab. Taster rausgefummelt und Kontakte nachgebogen. Irgendwie ging es dann wieder, so sind wir dann weitergefahren. Nächste Station war die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Schon echt beklemmend, wenn man sich bewusst macht, was Menschen anderen Menschen in so einer Idylle angetan haben. Noch surrealer finde ich den Umstand, dass es Menschen gibt, die sich auf dem ehemaligen Gelände des KZ ein Einfamilienhaus kaufen/bauen. Für mich nicht nachvollziehbar.







  • Nach der Besichtigung versuchten wir noch einen günstigeren Blick auf die Burgruine zu erhaschen, was uns nur teilweise glückte.





    Die Weiterfahrt wurde leider wieder durch Startprobleme behindert. Nachdem Jens sein Bike angerollt bekam, fuhren wir weiter Richtung Arbersee. Das funktionierte auch ganz gut und auf der Arber Alm machten wir dann einen Stopp, weil nun mittlerweile der Hunger die Oberhand gewann.









  • Nachdem Essen ließ sich die Trude ganz normal starten und wir setzten unseren Weg zum Arbersee fort. Wie sich herausstellte waren das nur noch wenige Kilometer. Also hätten wir auch dort essen können. Wahrscheinlich hätte es, wie von Crischa vorher empfohlen, auch besser geschmeckt. Die Alm war nicht so der Hit. Aber das konnte man nun nicht mehr ändern. Einen Halt haben wir trotzdem eingelegt. Dort war auch mächtig viel los und ein wahrer Hotspot für alle möglichen Touris. Ob mit 2-Rad, Auto oder Bus.





    Weggekommen sind wir wieder nur mit anrollen. Das ist halt der Vorteil, wenn man auf einem Berg ist. Das ging leider nur bin ins nächste Dorf gut. In Ludwigsthal war dann endgültig Schluss. Hier wollte die Trude dann gar nicht mehr. Das hieß, dass wieder das gesamte Gepäck runter musste, bevor wir um die Karre schleichen konnten. Multimeter raus und messen. Starthilfekabel dran und starten und eine Weile laufen lassen. Dann abgeklemmt und die Kiste ging kurz danach aus. Gemessen und gesehen, dass die Spannung ohne Zündung rapide abfällt. Plötzlich schaue ich auf die Batterie und frage mich, warum da die Stopfen hochstehen. Da schwante mir schon Böses. Keine Ahnung, wie das bei einer wartungsfreien passieren kann. Also Batterie ausbauen und so sah das dann aus.



    Nun war guter Rat teuer. Wie spät war es noch? Wo waren wir doch gleich? Achja, 16Uhr im nirgendwo, irgendwo im Wald. Ich könnte ja Tom anrufen. Nee, geht nicht. Keinen Empfang. Vielleicht auf einen Baum klettern, in der Hoffnung, dass es da besser ist? Blieb uns zum Glück erspart, denn Nico kam die Idee mit Minimalempfang nach einem Louis-Point zu gucken. Die haben ja schließlich lange auf. In Passau haben wir einen gefunden. Dort angerufen und denen erklärt, wo wir stehen und was wir brauchen. Aussage: Haben wir da. Ok, Karte studieren und Route rechnen. 73km. Das geht ja noch. Also bin ich losgehämmert.



    Nach einer geilen Strecke und knapp einer Stunde dort angekommen und in den Laden gestürmt. Ich wurde zur Technik verwiesen. „Ich bin hier um die Batterie abzuholen“. Der guckt mich und sagt „Klar ich hol sie“. Als er wieder da war fängt er an mir zu erzählen, dass ich die befüllen muss und dann laden. „WAAAASSSSS????? Laden? Ey, Junge, wir haben am Telefon erzählt, was wir brauchen“. Ich dachte ich muss durchdrehen. Cool, dass er dann gleich seinen Kollegen in die Pfanne gehauen hat und mir sagte, dass es nicht seine Schuld war und ich doch ihn anschreien soll. Als hätte das irgendwas geändert. Zum Glück konnten sie dann noch eine Gel-Batterie rauskramen, die zwar von den Maßen nicht ganz passte, dafür aber von den Werten. „Ok, nehm ich“. Bezahlt, verstaut und zurück.



    Das war doch ein ziemlicher Ritt. Dementsprechend im Eimer war ich dann erstmal und musste mich bei einem Bierchen akklimatisieren. Die Jungs hatten ja genug Zeit sich auszuruhen, während ich weg war. So mussten sie erstmal wieder arbeiten. Die Zellen der alten Batterie waren sowas von trocken. Da schaffen es wohl selbst die agilsten Ionen nicht, von einer Platte zur anderen zu springen.





  • Es sollte doch tatsächlich funktionieren und die Karre mit der neuen Batterie wieder Töne von sich geben. Da waren sie wieder, die glücklichen Gesichter. Mittlerweile hatten wir glaube ich an die 4 Stunden verloren. Aber drauf geschissen, es ging weiter.





    Um es vorwegzunehmen, es sollte die letzte Panne gewesen sein und den Rest der Tour konnten wir einfach nur genießen. Letzter Tankstopp bei Lenora. Nun war es nicht mehr weit bis zum See.




    Kurze Zeit später waren wir da, in Černá v Pošumaví und mussten nur noch unseren Platz finden, wo wir unser Zelt aufstellen können. Leider wurde es nun langsam finster und nur eine Schranke zu sehen. Dahinter einige Camper. Das muss es wohl sein. Nico also schnell das Hand gezückt und angerufen. „Wir stehen jetzt an der Schranke“. Stimme am Telefon: „Nix Schranke“. Hä, wie jetzt? Ach wir sind falsch. Schon dran vorbeigefahren. Wir müssen zurück. Die Rezeption ist ein weißer Skoda. J Geil, dacht ich mir. Das wird lustig. Tatsächlich stand die Vermieterin an ihrem Auto und hat auf uns gewartet. Und wo ist jetzt der Zeltplatz? Nix Zeltplatz, nur Bungalow. Na wenn das so ist, nehmen wir halt Bungalow ohne Strom. Das sollte sich noch als Glücksfall herausstellen, denn mittlerweile braute sich ein mächtiges Gewitter hinter dem See zusammen, welches zusehends in unsere Richtung zog. Weswegen sind wir gleich nochmal hierhergefahren? Genau, baden. Naja, dafür war es jetzt ein bisschen spät. So blieb eigentlich nur essen und trinken. Letzteres dann für den Rest des Abends. Irgendwie sahen wir ziemlich zerstört aus. Gewitter gab es auch noch volle Kanne. Ist das schön, wenn man auf einer kleinen Veranda sitzt, mit einem Bier in der Hand und anderen beim Rennen zusehen kann.





  • Der Morgen danach, dicker Kopf und müde wie Sau. Aber der Blick entschädigte für den eigenen miserablen Zustand. Da kann man nicht anders als eine Runde schwimmen zu gehen. Dann sind die Sinne auf jeden Fall wieder beieinander. Äh, es war frisch. Das kann man sagen. Wenn man aber einmal drin war, war es auszuhalten.







    Nach so viel Sport hatten wir uns unser Frühstück verdient. Auf dem Rückweg war ich froh, dass es drinblieb. Nicht weil ich zu viel hatte, sondern weil wir an einer Trude vorbeikamen, an der mal wieder jemand bewiesen hatte, wie schlimm das aussehen kann, wenn man keinen Sinn für Proportionen hat. Hier nur mal ein Bild von hinten. Die Seitenansicht erspare ich euch.





    Dann zusammengepackt und aufgerödelt. Schnell noch ein paar Abschiedsbilder und im Bungalow verewigt. Wir hatten ja noch einiges vor.







  • So sollte dann unser Rückweg aussehen. Die Aussichten auf die Strecke waren toll, aber die Motivation ließ echt zu wünschen übrig.



    Naja, machen wir erstmal bisschen Kultur und fahren nach Krumau an der Moldau. Wir bekamen ja den Tipp von js_plasma, wir sollten doch mal das Welterbe besuchen. So taten wir das auch und wurden nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Man hätte echt ewig sitzenbleiben können. Das war wirklich der Hit und wie vorausgesagt waren keine Massen unterwegs. Es waren sicher viele, aber erträglich. Danke „JS“ für den Hinweis.














  • Wie will man denn da wieder hochkommen? Aber muss man ja, wenn dann noch 470km zu fahren sind. Das wurde uns dann schon klar, dass es spät werden könnte. So ging es erstmal wieder zurück Richtung Stausee und rechts ab, weiter in den Böhmer Wald. Kurven über Kurven und eine geniale Landschaft. Schwierig sich zu entscheiden. Fahren oder glotzen. Wir haben mal beides versucht. Nicht einfach als bekennender Nichtmultitasker. Jedenfalls haben die Cobra und der Rastenbügel schön was abbekommen. So eine Trude ist schon ein sportliches Gerät. ;-)





  • Mittag hatten wir irgendwie auch noch nicht. Mittlerweile war es kurz vor 15 Uhr. So suchten wir einige Zeit nach einer passenden Location, die sich dann in Spitzberg fand. Beim Warten auf das Essen fällt einem so manch großer Blödsinn ein. Warum ist Jens sein Mopped geschrumpft?





    Da saßen wir nun in unserer Lethargie bis etwas nach 16Uhr und uns wurde bewusst, dass wir immer noch um die 340km zu fahren hatten. So bleib eigentlich nur noch fahren und tanken, fahren und tanken. Ach ja, und anhalten, nachdem wir versucht haben vor dem Regen zu fliehen. Weil ja jeder weiß, wenn man dann die Regenkombi anzieht hört es auf. So war es natürlich auch diesmal. Aber wir sind ja nicht blöd und haben einfach so langsam gemacht beim Rauskramen und Anziehen, dass sich die Wolken plötzlich aufgelöst haben. Dabei sahen die wirklich finster aus. Letzter Tankstopp war dann in Adorf und den Rest sind wir dann durchgefahren, sodass wir 21:45Uhr in Jena eingeflogen sind.



    Für mich eines der geilsten Wochenenden seit langem. Da hat irgendwie alles gepasst, Begleitung, Strecke, Wetter. Und die kleinen Unwegbarkeiten bieten Stoff für Geschichten und das ist es letztlich was es ausmacht. Ich würde das gerne wiederholen. Die 1070km in zwei Tagen werden mir sehr lange in Erinnerung bleiben. Danke, Jungs! War klasse.


    Noch ein letzter Satz: Wir sind trocken geblieben, unglaublich.

  • Aber ich war mit. Vielleicht reicht das ja auch aus. :crylaugh:


    Aber mal Ehrlich... Tag 1... Ihr habt Bier (Heineken :huh:) mit nach CZ genommen? :/=O

    Sag nicht "ihr". Das war Jens seine Ration für unterwegs. Das hätte nie bis Tschechien gereicht. :D

    Außerdem hat er ja eine Dose als Taschendeo benutzt. Damit das nicht so muffig riecht, hat er mal eine Dose leicht angepiekst. Ich glaub es war die linke auf dem Bild. Das duftete dann alles gleich viel besser. :drink:

  • Klasse Bericht und schöne Fotos! :thumbup:


    Wenn ihr wieder mal in meine Richtung düst, gebt Bescheid, dann begleite ich euch ein paar km

    Erik - the master of desaster74278-wikingmitstreigaxt-gif


    Gott hat den Menschen erschaffen nachdem er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet (Samuel Langhorne Clemens)


    Hab von Nix eine Ahnung, aber davon besonders viel

  • Marco

    Ein sehr schöner und ausführlicher Bericht. Da kann man jeden erlebten Moment noch einmal genießen. :danke:



    Ich bin in unserer Gruppe immer dafür verantwortlich, dass es ein Zielbier gibt und deshalb auch auf dieser Tour.

    Aber gebraucht haben wir das dann doch nicht, da unsere Vermieterin, einem kleinen Imbiss, fast direkt am Bungalow, betreibt. Trotz der späten Stunde war sie über unseren Durst und Hunger sehr glücklich.

    Also ich freue mich schon auf die nächsten Touren mit geile Typen.