Das Magazin für umgebaute Motorräder

American-V2-Magazin

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Operation: Hydro / Inst 2019

  • Servus,

    ich wollte euch mal daran teilhaben lassen, was ich die letzten 3 1/2 Tage an meiner Schüssel gewerkelt habe. Kein Umbau, eher Rettung vor größeren Ausfällen oder so (Instandhaltung).


    Inspektion war für dieses Jahr noch fällig, ist ja nichts besonderes, Öle und Filter wechseln, abschmieren. Kilometerstand 177490.

    Da aber die Hydrostößel schon etwas geklappert haben, vor allem bei kaltem Wetter und kaltem Öl natürlich, wollte ich diese vorsichtshalber auch noch tauschen. Bei der Gelegenheit plante ich auch die Erneuerung der Ventilschaftdichtungen mit ein, da der Ölverbrauch auf unökologische 100 bis 150 ml pro tausend km gestiegen ist.


    Also alles soweit zerlegt, die Ventilschaftdichtungen waren so zäh, dass man diese locker als Zahnfüllung hätte nehmen können - das wurde Zeit.

    Was ich allerdings bei den Ventilen und Sitzen zu sehen bekam, war schon krass. Extrem viele Brandspuren. Ein Ventilsitz war zumindest bei den Auslassventilen nicht mehr zu erkennen. Ich habe dann beim zweiten Kopf mal vor Ausbau auf Dichtigkeit geprüft - Auslass leicht undicht.:thumbdown: Ein Wunder, dass die Schüssel noch so gut lief. Also habe ich mich daran gemacht und die Brennräume und Ventile von Öhlkohle befreit und alles neu eingeschliffen.

    Die 4 Hydrostößel waren schnell getauscht. Zylinder abgenommen und auch die Fußdichtungen erneuert. Die Laufbuchsen sollten noch paar km funktionieren, neu sind sie nicht mehr, aber am vorderen Zylinder sind noch relativ deutlich die Hohnspuren zu erkennen. Am hinteren etwas weniger.


    Desweiteren habe ich noch die Gabeldichtungen gewechselt, dazu das linke Gabelbein nur mit Gewalt zur Aufgabe zwingen können. Da war relativ viel Rost in der Klemmung der Gabelbrücke. Meinen Ape sowie Schalthebel und Kennzeichenhalter wieder gerade gebogen (kleine Um- und Unfallschäden) Bremsscheibe und Beläge am Hinterrad erneuert, die Kennzeichenbeleuchtung repariert, den schon wieder oxidierten Zündungsschaltersteckerkontakt :crylaugh: ( Micha-CGN und Thor können sich vielleicht noch daran erinnern, dass letztes Jahr auf einmal nichts mehr ging) gründlichst im U-Bad gereinigt und mit Vaseline geschützt, meine Schwingentasche 4 cm höher angebracht, da es immer noch in Kurven zum aufsetzen kam und diverse kleinere Dinge in Ordnung gebracht. Der Zahn der Zeit nagt halt irgendwann doch.


    Jedenfalls Schnurrt mein V2 jetzt wieder wie eine Nähmaschine und ist bereit für die kommende Saison! Fährt sich jetzt wieder richtig geschmeidig :allesgut:

  • gute Doku.

    Ventilsitz und Korekturwinkel etwas nachfassen...1,5-2mm Sitzbreite, neue Auslassventile..einschleifen, Dichtprüfung...Beide Köpfe in der halben Stunde bei vier Ventilen erledigt...

  • Eben noch mal speziell die Aufträge angeschaut. Kenne die HD Vorgaben nicht...würde das so breit nicht akzeptieren, da zu viel Umfangreiche mehr Wärme an die Ventil abgibt, diese heißer werden und die wirkende Flächenpressung abnimmt.

    Nun ist der Drops gelutscht und auf jeden Fall besser wie vor der Zerlegung.

  • Die Sitze sehen auf den Fotos breiter aus, als sie tatsächlich sind. Habe diese nicht mehr nachgemessen, fand das augenscheinlich top und auch außreichend schmal genug.

    Vorgabe von HD:

    1,016 mm (0,040 in) Minimum

    1,575 mm (0,062 in) Maximum

    Aber Öko, es ist doch eigentlich so, dass ein breiterer Sitz das Ventil besser kühlt, da das Ventil ja heißer wird als der im Kopf verbaute Sitz (Der Zylinderkopf dient ja als Kühlkörper). Der breitere Sitz hat dann eher den Nachteil, dass das Ventil schneller undicht wird, weil die Aufsitzfläche des Ventils zunimmt (Abnahme des Anpressdruckes, mehr Angriffsfläche für Brandspuren)


    Wenn die nochmal 100 tkm halten, bin ich zufrieden. Was ich dann mache, mal schauen, vermutlich dann mal alles neu machen lassen (Ventile, Sitze, Führungen, Zylinder und Kolben (Übergröße?)). Aber wer weiß, was bis dahin alles passiert. Vielleicht bin ich nicht mehr, oder die Karre ist totaler Schrott. Da mache ich mir dann nochmal Gedanken drum, wenn es soweit ist.


    Shadow: Nein, warum? Habe ich letztes Jahr mal gemacht, die halten bestimmt noch 80tkm. Hatte auch schon auf die hydraulische Version umgerüstet.

    Da wird m.M.n. sowieso viel zu viel Panik drum gemacht. Ab und an mal drauf schauen und gut. Die originalen Federspanner hatte ich die ersten 100tkm drin. Wenn ich damals die günstigen Spanner vom Aftermarket gefunden hätte, hätte ich auch nicht auf die hydraulischen umgerüstet. Das lohnt im Enddefekt nicht.

    Foto zeigt den vorderen Spanner nach 60 tausend km. Da ist nicht mal 1mm runter.

  • Stimmt so wie du schreibst.

    Sah eher nach 3-4mm Sitzbreite auf den Fotos aus...und kleiner wie bei den unit Triumph werden die Ventilteller deiner HD auch nicht sein.

  • Die Sitzbreite ist bestimmt am oberen Limit oder leicht drüber. Das stimmt schon, ist sicher nicht perfekt.


    Habe gestern eine ausgedehnte Tour gedreht und auch mal Leistung abgerufen. Das Motörchen hängt wieder voll am Gas, man merkt deutlich einen Leistungszuwachs. Bin soweit sehr zufrieden :drink:. Falls es demnächst zu Ausfällen kommt, lasse ich es euch gerne wissen.

    Harley Davidson: Denn schlechtes muss nicht billig sein!

  • So, es gibt einige Neuigkeiten zu meinem Motor von denen ich nun auch hier mal berichten will.

    Weder aus den angepeilten 100tkm, die ich noch schaffen wollte, noch aus dieser Saison wurde etwas. Etwas über 7200 km bin ich noch gekommen.

    Es fing damit an, dass meine Karre auf der Heimfahrt von Alberstedt quasi ab dem ersten km anfing beim Konstantfahren zu ruckeln (Zündaussetzer). Dies wurde auch im Laufe der Fahrt etwas schlimmer. Beim Gas geben war nichts zu spüren, alles ganz normal. Mein Verdacht war Falschluft oder ein Sensor hat ne Macke.

    Zuhause dann mit Bremsenreiniger abgesprüht, und tatsächlich, am hinteren Zylinder ist Sie undicht. Also gleich mal das Manifold rausgebaut, und versucht mit den alten Dichtungen das Ganze nochmal dicht zu bekommen. Dies brachte keinen Erfolg. Ein Versuch war es mir dennoch Wert gewesen. Also neue Dichtungen geordert.

    Sodann habe ich die neuen Manifold-Dichtungen eingebaut. Motor angeschmissen, abgesprüht und das Ding war immer noch undicht! Gibt es doch wohl nicht. Da ich sehr pingelig vor gegangen bin, habe ich einen Montagefehler gleich ausgeschlossen. Habe nochmal auf die Zylinderkopfdichtungen direkt gesprüht: Kruzifix, es war nicht das Manifold.:cursing:

    Da es Donnerstagabend war, und ich Freitagnachmittag zur Route 88 wollte, habe ich gleich noch eine halbe Nachtschicht eingelegt um den Zylinderkopf neu abzudichten. Die Dichtungen hierfür hatte ich noch für einen Zylinder liegen. Nach 22 Uhr hatte ich dann alles wieder zusammen, Motor gestartet und es zischte aus dem Krümmer. Also gleich den Auspuff nochmal abgenommen und nochmal eine neue Krümmerdichtung spendiert. Startversuch - Kiste geht nicht an, nur mit viel Gaszugabe! Fuck! Hab dann den Motor so laufen lassen, das Absprühen konnte ich mir diesmal sparen, da es aus dem Zylinderkopf nur so raus pfiff. Das Wochenende mit Moped war also erstmal gelaufen.:thumbdown:

    Nachdem ich dann am Wochenende erstmal richtig einen oder zwei gelötet und mich wieder kalibriert :drink:, sowie einige Meinungen zu dem Problem eingeholt hatte, habe ich dann beide Köpfe, Zylinder und Kolben abgebaut. Da die Kolbenbolzen nur mit mäßigem Kraftaufwand auszutreiben waren, war mir eigentlich schon klar, dass ich zumindest neue Kolben brauche. Die Köpfe wollte ich auf Verzug prüfen lassen und die Zylinder zumindest honen lassen.

    Bin dann also mit Zylinder und Köpfen zum Motorenbauer G&R. Sehr sympathische Leute, die sich meiner gleich angenommen haben. Fazit war: Meine Kolben sind hinüber, da verzogen. Das ist aber eigentlich nicht so schlimm, da die Zylinder sowieso auf Übergröße gebohrt werden müssten. Müssten, weil sich das im Vergleich zu neuen Zylindern und Kolben auch irgendwie nicht lohnt. Also bekomme ich die jetzt von den 103er Twin Cam und hab dann 95 anstatt 88 cui. Meine Köpfe hatte ich schon mal dort gelassen, die werden noch geprüft, aber haben vermutlich keinen Verzug.

    G&R meinte, ich sollte bei der Laufleistung auf jeden Fall die Kurbelwelle und Pleuel anschauen, bzw. gleich neu Lagern, da es auch die Spanner der Ausgleichswellen bald hinter sich haben. Also Nägel mit Köpfen machen.

    Nachdem ich letzten Freitag- und Sonntagnachmittag weiter zerschraubt habe, habe ich Heute morgen noch das Kurbelwellengehäuse zu G&R gebracht. Obwohl nur ein Mechaniker da war, habe ich erstmal einen Kaffee bekommen und das Nockenwellengehäuse wurde in meinem Beisein geöffnet. Die Feder von einem Nockenwellenkettenspanner war gebrochen und der Spanner quasi fest. Des Weiteren ist der Kurbelwellenstumpf, auf dem die Ölpumpe sitzt, unrund eingelaufen, dadurch geht natürlich Öldruck flöten. Dies war der Hauptgrund der sofortigen Öffnung und Betrachtung. Also kann es durchaus sein, dass ich jetzt auch noch eine neue Kurbelwelle benötige. Meine wird diese Woche noch vermessen. Die entsprechende Gegen-Buchse von der Nockenwellenstützplatte ist ebenfalls unrund eingelaufen.

    Da ja andere Nockenwellen hervorragend zu dem künftigen mehr an Kubik passen und eine meiner Nocken etwas eingelaufen ist, werden wohl SE251 Nockenwellen oder Vergleichbare von Andrews verbaut. Das ist dann mein vorläufiges Weihnachtsgeschenk für dieses Jahr.:S

    Aber da ja jetzt sowieso schon alles auseinander ist, werde ich das Getriebe auch neu Lagern und mache gleich noch einen neuen Zahnriemen und neue Riemenräder drauf. Das vordere ist auch schon mächtig eingelaufen (Siehe Bild).

    Jetzt warte ich erst nochmal auf den Rückruf von G&R und dann werden Teile geordert.


    Fazit bis jetzt: Nachdem ich vor 2 Wochen gleich des Nachts am liebsten noch meine Karre anstecken oder in unseren Teich versenken wollte, freue ich mich jetzt schon irgendwie auf mein „neues“ Motorrad mit mehr Charakter. :grin::thumbup:Vielleicht liegt es aber auch nur an dem Entzug vom Moped fahren. Scheiße halt mitten in der Saison.

  • Oha, direkt das volle Programm erwischt, Franky. Hilft nix, da muß man durch, hoffentlich klappt alles recht zügig, damit Du bald wieder fahren kannst, ich drück die Daumen.

  • Danke dir! Ja, viel mehr geht nicht. G&R will diese Woche zelegen und vermessen und dann wohl nächste alles wieder zusammenbauen. Die Teile, auch eine Kurbelwelle, haben Sie auf Lager. das dauert also nicht sehr lang.


    Wenn ich alle Teile habe, werde ich mir wohl nochmal paar Tage Urlaub nehmen, um das in Ruhe wieder zusammen zu bekommen.

    Bis dahin kann ich erstmal Gewinde und Teile Reinigen, sowie die Dichtflächen säubern.

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  • Respekt meiner, hatte mit deinem Onkel am Wochenende viel drüber geredet. Bei der Laufleistung is das der richtige Schritt.


    Kann dir nachempfinden wie das is wenn der Bock in der Saison aussteigt aber freu dich einfach auf danach.


    Schön dokumentiert - weiter so , kann man viel für sich selber mitnehmen.

  • So dann ein mal das große GR Programm dieses Jahr.

    Muss man nicht während der Saison haben, aber was hilft es.

    Habe das Spiel auch fünf Tage vor Saisonende vor zehn Jahren mit der Bonnie durch.

  • Wow, was für ne Baustelle.
    Alle Achtung... ich würde mich nicht so weit mit dem Motor trauen.
    Und n schönen Bericht haste auch angefangen... super!


    Micha... alles wird gut! :)


    „Das beste Essen ist immer noch das Trinken.“

  • Noch vergessen zu erwähnen: Das eigentliche Problem der undichten Kopfdichtung kann an einem losen Stehbolzen liegen, da die sich bei der Demontage ein kleines Stück mit ausdrehen können, aber dann halt bei Montage natürlich nicht mehr bis zum Bund mit eindrehen.

    Das scheint mir noch die logischste Erklärung zu sein, auch warum der Kopf erst mit der Zeit undicht wurde.

    Harley Davidson: Denn schlechtes muss nicht billig sein!

  • Noch vergessen zu erwähnen: Das eigentliche Problem der undichten Kopfdichtung kann an einem losen Stehbolzen liegen, da die sich bei der Demontage ein kleines Stück mit ausdrehen können, aber dann halt bei Montage natürlich nicht mehr bis zum Bund mit eindrehen.

    Das sollte man aber eingentlich immer prüfen, bevor man den Kopf wieder drauf setzt. Wurde mir von meinem Vor-Schrauber so eingeimpft.


    Du hast die richtige Einstellung und freust dich auf noch mehr Bums :thumbup: Danke für den Bericht und Respekt vor der sauberen Arbeits-/Vorgehensweise. Deine Entscheidung finde ich goldrichtig, würde ich genauso machen und mich auf ein "neues" altes Moped freuen. Deins, nur besser :thumbup: Ich wünsche dir gutes Gelingen und bitte weiter mit Bild und Bericht, danke.

  • Gestern habe ich schon meine neuen Motorteile abholen können. Ging super fix.


    Meine Harley hatte leider das typische Problem der unrund laufenden Kurbelwelle, dadurch ist die Ölpumpe schief in die Nockenwellenstützplatte eingelaufen. Das haben damals die Profis von HD nicht geprüft, oder es war denen egal, Hauptsache Teile verkauft und gut.

    Öldruck muss also schon fast gar nicht mehr vorhanden gewesen sein. Das zumindest würde auch die verzogenen Kolben erklären.


    Ein Spannschuh der Ausgleichswelle hatte auch schon das zeitliche gesegnet und war gebrochen. Alles zusammen wohl eine tickende Zeitbombe. Bin jetzt doch irgendwie sehr froh, das ich alles zerrupft habe.


    Also kam die alte KW raus, und eine neue von den 96er bzw. 103er rein, So hab ich dann jetzt auch einen echten 103cui Motor.


    Neue Drehmoment Nockenwellen von Andrews, sowie neue Stützplatte mit Ölpumpe und alle Lager wurden getauscht.


    Die Stehbolzen waren alle so fest, dass sie gar nicht, auch nicht mit Hitze, zu lösen waren. Das war also nicht mein Problem mit der Kopfdichtung.


    Die Zylinderköpfe sind nicht verzogen, immerhin. Die von mir im Frühjahr gemachten Ventilsitze sind ebenfalls in Ordnung, zwar etwas breiter, aber die kann ich ohne Bedenken weiter fahren.

  • Heute habe ich mal die dreckigsten Teile von dem Öl-Dreck-Geschmier der letzten Jahre befreit.


    Ein Stoßdämpfer hatte ziemlich spiel im Rahmen, da sich die Gummipuffer in Verbindung mit Öl zu einer zähen Masse verwandelt haben.

    Das hab ich auch gefixt.

    Dann noch die Öltankanschlüsse gereinigt, da ziemlich verrostet, und den Öltank gespült.