Viel Text, aber ich habe mich schlapp gelacht
Zur Auswahl des richtigen Motorrades
Wer ein Motorrad (als Neuling) kaufen möchte, hat es schwer: Entscheidend für einen Motorradkauf ist natürlich in erster Linie der Geldbeutel - entweder der Eigene oder der seines Partners - und in zweiter Linie der Wille des Partners - dauert manchmal, bis er gebrochen ist -
Ist dann schließlich der Wille des Partners gebrochen, sollten für den Motorradkauf folgende Punkte bedacht sein:
Das Schnäppchen, das du deinem Partner versprochen hast, gibt es nicht. Zum Motorradkauf solltest Du noch folgende Dinge noch zusätzlich einplanen, deinen Partner aber erst nach den Kauf des Motorrades darauf vorbereiten:
Es ist zwar lästig, im Sommer unheimlich warm und im Winter nützlich, aber so etwas wie Motorradkombi, Helm, Handschuhe, Stiefeln gehört ganz einfach dazu.
Da wir nicht alleine auf der Welt sind und Versicherungsvertreter auch leben wollen (und das nicht schlecht) gehört eine Versicherung des Motorrades dazu. Mach es am besten gleich richtig und kauf eine Gurke mit über 98 PS, dann lohnt es sich erst mal richtig für deinen Vertreter.
Denke auch an den Motorradhändler! An den Motorrad verdient er so gut wie nichts. Kaufe deshalb auch gleich Kofferträger, Koffer, Tankrucksack, eine Verkleidung und heizbare Griffe dazu - letzteres erwähne niemals gegenüber Freunden, das gibt nur bösartiges Gelästere -
Höre auf deinen Motorradhändler und lasse zur Sicherheit auch noch die nächste Inspektion am Bock machen und lass dir bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Satz neue Reifen aufziehen. Verlasse aber die Werkstatt, bevor du das Knallen der Sektkorken hörst.
Als nächstes möchte ich auf die Auswahl des richtigen Motorrades eingehen. Dabei geht es hier auch nicht darum, ob das Motorrad neu oder gebraucht ist. Vielmehr soll es eine Hilfestellung für denjenigen sein, der nicht weiß, was für eine Maschine er sich zulegen soll. Der Einfachheit halber unterteile ich -ich betone das ich- die Motorräder in folgende Kategorien:
Allrounder
Es ist einfach das genialste Motorrad, das es gibt. Es kann einfach alles - eine lustvolle Kurvenorgie über die Landstrasse, Topspeed mit fast 300 km/h über die Autobahn, im Gelände wie ein Erdferkel buddeln und nebenbei die wichtigen Dinge wie Campingstuhl und Kaffeemaschine mitschleppen...
Doch halt, aufwachen!!!
So ein Motorrad ist wie eine Kombizange, es will alles können, kann aber nichts richtig:
Wenn du Pech hast, eiert die Fuhre auf der Landstraße so herum, dass selbst Opel Corsa und Ford Fiesta anfangen zu drängeln.
Auf der Autobahn setzen sogar holländische LKW zum überholen an, da es ab 130 km/h äußerst zugig und ungemütlich wird.
Im Gelände gerät die Fuhre schnell außer Kontrolle, so dass dir die nackte Angst auf der Stirn geschrieben steht (vor allem vor der nächsten Werkstattrechnung).
Da du keinen Stauraum auf diesen Bock hast, muss dein(e) Partner(in) zu Hause auf dem Sofa versauern, während du mit deinem Klappstuhl durch die Gegend fährst.
Aber gemach, für alle Probleme gibt es natürlich eine Lösung. Am besten, du bewahrst die Ruhe, schaust dich in aller Ruhe um und liest diverse Testberichte. Entscheidend ist, wie bei allen anderen Motorrädern auch, was du eigentlich haben möchtest. So ein Allrounder lässt sich je nach Geschmack ausstatten, so dass du irgendwann dein Traummotorrad vor dir hast. Ausgestattet mit Koffersatz und Scheibe, hast Du ein prima Tourenmotorrad. Nimm (falls vorhanden) Kanzel oder Scheibe ab, baue eine möglichst fiess blickende Lampe anstelle dessen daran, schweiße das Heck so um, dass es möglichst steil in die Höhe kommt und verfeinere das alles mit einem 325er Breitreifen auf der Traktorfelge hinten - mit einer ansprechenden Lackierung wird es ein prima Streetfighter.
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen, ist allerdings nur eine Sache des Geldes!
Chopper
Mit einer Chopper zählst du natürlich zu den knallhärtesten Bikern die es gibt! Über die neuesten Benzingespräche aus der Sportlerfraktion mit dem Thema Zugstufe und Dämpfung kannst du nur müde lächeln, das Wort "Federung" hast du aus deinen Wortschatz gestrichen. Während die Supertourer und Gespannfahrer ihre Eigenheime auf dem Zeltplatz aufgebaut haben, nächstigst du in einem Bundeswehrschlafsack neben den Lagerfeuer. Und träumst von einer richtigen Harley, aber dein Studium Zahnarztstudium hast du abgebrochen. So lässt du dir lieber die Plomben aus den Zähnen schütteln und fährst nach dem Vorbild von "Renegade" dem Sonnenuntergang entgegen, nur mit den Haaren klappt es nicht mehr, weil sich die Platte ab Mitte 40 immer mehr herausbildet.
Dein Leben ist der Bock. Sorgsam sammelst du alle seine abvibrierten Schrauben wieder aus dem Strassengraben auf, während jeder Parkplatz von ihm mit einer Ölpfütze markiert wird. Abends kannst du keine Bierdose mehr ruhig halten, weil wegen des hohen Lenkers das Blut 2 Stunden braucht, wieder in die Arme zurückzufliessen. Und das Thema Sozia ist für dich natürlich kein Thema, weil auf dem schmalen Sitzbrösel gerade mal dein Schlafsack Platz hat.
Mit der letzten Servicecard eines freundlichen BMW-Fahrers, der dir Pannenhilfe leistete, hast du deine Unterbrecher eingestellt. Und jetzt, da die Fuhre wieder läuft, hast du eh keine Zeit mehr, die Hände vom Lenker zu nehmen um zu grüssen, da du sonst die abendliche Stripshow auf der Party verpassen würdest...
Aber nein, das soll kein Anti-Chopper-Artikel sein! Fakt ist eines:
Chopper wurden sehr oft verkauft, die Yamaha XV 535 war lange Zeit das am meisten verkaufte Motorrad! Und das Feeling auf einem Chopper ist einzigartig! Doch sollte auch Folgendes bedacht sein:
Die lässige Sitzposition täuscht darüber hinweg, dass diese Haltung auf Dauer Schmerzen verursacht. Und für den Sozius ist meist nur ein schmales Sitzbrösel vorhanden (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel). Wer sich allerdings mit diesen Nachteilen anfreunden kann, kann von einem reichhaltigen Zubehörprogramm für diese Kategorie profitieren. Allein das Zubehör für die Honda VT 600 Shadow übersteigt den Neuwert des Motorrades! Wenn du es auch für seinen Sozius komfortabler machen möchtest, dann wirst du bei den sogenannten Cruisern ganz sicher fündig. :megasmile:
Enduro
Hier werden Träume wahr! Ab in das Gelände, wühlen und ackern bis zur Besinnungslosigkeit! Aber wie sieht es aus, wenn du mit diesem Motorrad auf die Straße willst? Die Bereifung ist natürlich auch super für die Straße geeignet. Und auf der Autobahn? Wenn das Urlaubsziel in weiter Ferne liegt und du dir nicht die Blöße geben willst, die Enduro hinter einer Wanderbaustelle -auch Wohnmobil genannt- hinterherzuschleppen, hast du meist schlechte Karten:
Den letzten Tankstopp musstest du überfahren, weil die Bordkante zum Absteigen zu niedrig war.
Trotz 5 Grad Minus steht dir der Angstschweiß auf der Stirn, weil dein Tank nur 8 Liter fasst und die nächste Tankstelle erst nach 50 Kilometern kommt.
Der Fahrtwind bläst schneidend in dein Gesicht und deine Wangen sind mittlerweile gefroren, weil ein Visier am Helm ja so "uncool" aussieht.
Die schmale Sitzbank macht deinem Hinterteil gehörig zu schaffen, wie auch deiner Sozia, die sowieso bald das letzte Mal mitgekommen ist, wenn du nicht bald eine Pause machst.
Deine Sozia hat gerade innerlich beschlossen, mit dir Schluss zu machen, weil sie es leid ist, mit ihren vollgepackten Rucksack auf dem Gepäckträger über den Zeltstangen sitzen zu müssen, da die Sitzbank nicht gross genug ist. Sie wartet nur noch auf eine günstige Gelegenheit, um ein Taxi zu erwischen!
Doch wie sagt man so schön, kommt Leid, kommt Freud (oder war das andersrum?) Geht es wirklich in das Gelände, dann bist du mit einer Enduro natürlich besser dran als mit einem anderen Motorrad (meistens jedenfalls)! Doch achte auf folgendes:
Die aktuelle Modellpolitik der Hersteller (grösser, stärker, schneller) bringt immer neue Pseudo-Enduros heraus, die für den Einsatz im Gelände nur noch bedingt geeignet sind. Doch in Deutschland sind eh die meisten Wege im Gelände von einen Fahrverbot betroffen und in Schleswig-Holstein sowieso alle Feldwege asphaltiert. Da lohnt sich natürlich der Kauf eines Enduro-Dickschiffes, wenn man auf längere Reisen geht. Wer allerdings ernsthaft erwägt, öfters im Gelände Erdferkel zu spielen, der sollte sich eine leichtere Maschine zulegen, die er nach seinen Bedürfnissen umbauen kann (größerer Tank, bessere Sitzbank). Zubehör im Endurobereich gibt es genug!